Skånes wilde Wasser
Ein verschlungener Fluss, ein glitzernder See und das mächtige Meer – NORR-Redakteurin Karen Hensel und ihre Freunde begeben sich auf einen Wasserwege-Triathlon durch Skåne und landen in einer urzeitlichen Wildnis.
Der Fluss Holjeån, im Nordosten der südschwedischen Provinz Skåne zieht sich in breiten Schlingen vom Östafors Bruk durch saftige Wiesen und unberührte Natur, bis er sich schließlich in den See Ivösjön ergießt. Durch die wilden Ufer und das gigantische hölzerne Treibgut, das immer wieder vor unseren Augen auftaucht, erscheint es uns aber, als erforschten wir gerade ein Land vor unserer Zeit.
Der Strom ist die erste Disziplin unseres Triathlons auf Skånes Gewässern. Jean-Luc, Justin und ich haben uns zum Ziel gesetzt, die Region von Ost nach West auf drei Wasserwegen zu erpaddeln: dem Fluss Holjeån, dem See Ivösjön und dem Meeresarm Kattegatt, rund um die imposante Halbinsel Kullaberg.
Kniffliges Labyrinth
Während sich Jean-Luc in seinem Kanu gekonnt um die in der Horizontalen verweilende Fichte herumbugsiert, bleiben Justin und ich, die uns ein Kanu teilen, an einem ausladenden Ast hängen. Bei dem Versuch, uns zu befreien, werden wir beinahe aus unserem Gefährt herauskatapultiert und landen nach dem Gefecht mit einer flachen Stelle im Flussbett in der Böschung, mit Blick auf diverse Spinnweben.
Auch die nächste Kurve entpuppt sich als kniffliger Geschicklichkeitsparcours. Wir müssen unsere Boote um diverse Steine manövrieren. Beharrlich mäandert der Holjeån weiter und offenbart uns in jeder Schlinge eine magische Märchenwelt mit neuen Herausforderungen.
Spuren der Vergangenheit
Hinter der nächsten Biegung tut sich der glitzernde Ivösjön, der größte See Skånes, auf und die zweite Disziplin unserer Erkundungstour mit dem Paddel beginnt. Die Gegend um den Ivösjön ist eine der fossilreichsten der Welt. Auch Schwedens älteste Frau, die Barumskvinna, die bei ihrem Fund 9 000 Jahre zählte, wurde am Ivösjön entdeckt. Zu ihren Lebzeiten war der Ivösjön noch Teil des Meeres. Wir gleiten über die dunkel schimmernde Oberfläche des Sees, der so eine lange Geschichte birgt.
Auf zur eigenen Insel
Vierzig größere und kleinere Inseln liegen über den Ivösjön verstreut. Auf einer von ihnen werden wir heute Abend unser Nachtlager aufschlagen. Wir nähern uns dem ersten felsigen Eiland.
»Kommt, wir schauen noch weiter«, sagt Jean-Luc. »Schließlich können wir heute eine Insel für uns ganz allein haben.« Dann fällt unser Blick auf eine Insel mit breitem Sandstrand im Westen und einem verwunschenen Märchenwald im Osten. Hier möchten wir die Nacht verbringen. Direkt am Wasser werden die Zelte aufgeschlagen. Wir verspeisen unsere Sandwiches und genießen den goldenen Sonnenuntergang über dieser unwirklichen Kulisse.
Ausgerüstet mit unseren Stirnlampen, unternehmen wir eine kleine Wanderung durch unseren winzigen Inselwald. Später sitzen wir draußen am Ufer mit Blick in den klaren Sternenhimmel.
Aufwachen im Nirgendwo
Am nächsten Morgen werde ich von Vogelgeschrei aus den Träumen gerissen. Der Ivösjön liegt in leichten Nebel gehüllt vor uns. Justin und Jean-Luc scheinen noch zu schlafen und ich springe flink ins Wasser und schwimme eine ausgedehnte Runde im erfrischend kühlen See. Dann nehmen wir Kurs Richtung Axeltorp, wo wir die Kanus im Wetlandi Naturcenter geliehen haben.
Kampf auf rauer See
Die dramatische Silhouette von Kullaberg zeigt sich vor uns, als wir in Mölle eintreffen. Hier starten wir auf die letzte Disziplin unseres Wasserwege-Triathlons.
Vom kleinen Fischerdörfchen ausgehend möchten wir die Halbinsel umrunden und vorbei an Kullabergs Leuchtturm bis zu den Grotten von Josefinelust auf der Nordseite paddeln.
Eine steife Brise bläst uns entgegen und weiter draußen auf dem Meer tanzen kleine, weiße Schaumkronen. »Wenn ihr in die Nähe des Leuchtturms kommt, wird die See noch einmal sehr rau, aber im Nordosten wird’s besser«, sagt Matt von Kulla Kajak, bei dem wir uns unsere Seekajaks für den heutigen Tag borgen.
Als wir den schützenden Hafen verlassen, werden die Wellen immer höher. Wir kämpfen uns Stück für Stück vorwärts. Nach einigen Minuten aber ist es geschafft. Wir gelangen auf die windgeschützte Nordseite der Halbinsel. Schlagartig wird es still und alle Gefahren sind vergessen.
Küste der Geschichten
Wir folgen dem Meeresufer und wagen immer wieder einen Abstecher durch die engen felsigen Furten, um die wir uns geschickt herummanövrieren müssen. Kormorane haben sich auf den Gesteinsbrocken niedergelassen und trocknen ihre Schwingen in der wärmenden Sonne.
Am steinigen Strand von Josefinelust machen wir Halt. Insgesamt 20 Grotten gibt es auf Kullaberg. Die beiden Höhlen von Josefinelust erreicht man nach einer kurzen Kletterpartie entlang des Ufers. Auch der Wanderweg Skåneleden führt an Josefinelust vorbei. Wir folgen dem Pfad ein kleines Stück entlang der Steilklippen und es eröffnen sich spektakuläre Ausblicke auf das Kattegatt.
Bei unserem abendlichen Bad springen wir von den Felsen ins das glasklare Meer. Es ist schwer, sich von dieser wunderschönen wilden Bucht loszureißen. Im Hafen von Mölle ist unser offizielles Ziel erreicht.
Wir haben in den vergangenen Tagen Skåne vom Fluss auf den See bis ans Meer bereist. Skånes magische Wasserwege, die nur einen Paddelschlag voneinander entfernt liegen, haben uns auf unserem Triathlon ihre ganz eigene Geschichte erzählt.
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